„Spiritualität ist der Grundton, der durch mein Leben klingt“, diese offene Definition gefällt Norbert Kebekus vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg besonders gut. Der Theologe leitet dort das Referat Medienpastoral. Er beschäftigt sich von Berufs wegen vor allem mit christlicher Spiritualität.
Anders als Kebekus benutzen viele Menschen den Begriff meist, wenn sich jemand bewusst einer Religion zuwendet und sie aktiv praktiziert. Für Natalie und André genau wie für Leni und Daniel, die nächsten Sommer heiraten wollen, bedeutet das tatsächlich Glaube an Gott und an Jesus Christus. Was das für ihre Trauung bedeutet, haben sie uns im Video-Interview verraten.
Spiritualität heißt nicht Frömmigkeit
So eng sieht der katholische Theologe Kebekus das allerdings nicht. Religion und Spiritualität hätten zwar viel miteinander zu tun. „Zur Religion gehören immer Elemente, die über den einzelnen hinaus gehen: eine Glaubensgemeinschaft, ein gemeinsames Bekenntnis, bestimmte Riten. Ohne persönliche Spiritualität der einzelnen Gläubigen wäre diese Religion aber hohl“, findet Kebekus. „Man könnte sagen, Spiritualität ist die Innenseite der Religion.“
Spiritualität ist individuell
Für Norbert Kebekus geht Spiritualität aber weit über die Religion hinaus: „das ist etwas ganz Persönliches und Individuelles“, erklärt er. Er sieht Spiritualität als etwas im Innern, das das Leben grundsätzlich beeinflusst. „dieser Grundton bestimmt die Art und Weise, wie ich mein Leben leben möchte, wie ich meinen Beruf ausübe, was mir heilig ist.“
Vanessa und Daniel, die diesen Sommer standesamtlich heiraten, glauben nicht an Gott, aber die Werte Nächstenliebe und Respekt sind ihnen besonders wichtig. Im Video-Interview haben sie uns erzählt, wie diese Werte nicht nur Vanessas Berufsleben als Sozialarbeiterin bestimmen. Auch Daniel versucht als Kampfsport-Trainer Kinder den Respekt vor dem Gegner beizubringen. Für den katholischen Theologen Kebekus ist auch das eine Art von Spiritualität: „Dem einen ist zum Beispiel das Leben an sich, die Natur, die Schöpfung heilig. Einem anderen die persönliche Freiheit. Martin Luther hat formuliert: „Woran dein Herz hängt, das ist dein Gott.“
Spiritualität gehört zum Menschen wie das Atmen
Für Menschen wie Leni, Vanessa und André bereichert Spiritualität ihr Leben. André und Natalie zum Beispiel betet jeden Abend und bedanken sich für die guten Dinge, die der Tag ihnen gebacht hat. „Es gibt mir einen gewissen Halt im Leben. Zu wissen, da ist noch jemand, dem man alles sagen kann“, versucht André in Wort zu fassen, was ihm das tägliche Gebet bringt. Er zieht daraus vor allem Kraft für den Alltag, insbesondere wenn er schwere Situationen meistern muss.
So unterschiedlich der Grundton ist, der durch die Leben unserer Brautpaare klingt, ganz gleich wie sie ihn benennen. Sie alle leben eine Art von Spiritualität. „Spiritualität gehört einfach zum Menschen dazu. wie atmen“, meint Norbert Kebekus.